Denkmalpreise verliehen

12.09.2022

Im Oberschönaer Ortsteil Bräunsdorf eröffnete Landrat Dirk Neubauer am Sonntag den Tag des offenen Denkmals in Mittelsachsen offiziell. Im Rahmen dieser Festveranstaltung wurden die drei Denkmalpreise des Landkreises an den Förderverein und die Kirchgemeinde der Stadtkirche St. Nicolai in Waldheim, an den Heimatverein Roßwein und Familie Sturm für den Erhalt des Schweizerhauses in Niederstriegis überreicht.

Somit gibt es schon über 50 Preisträger seit 2008. „Sie stehen stellvertretend für die vielen engagierten Menschen in Mittelsachsen, die sich für den Erhalt und die Pflege von Denkmalen einsetzen. Sie bewahren wertvolle Kulturgüter“, so Dirk Neubauer. Diese Gebäude stellen die Eigentümer beziehungsweise Nutzer immer wieder vor Herausforderungen, sie stecken häufig voller Überraschungen. „Der Bereich Denkmalschutz im Landratsamt begleitet Bauherren mit Verantwortung, aber auch mit dem erforderlichen Pragmatismus“, so Neubauer. Rund 1000 Außentermine im Jahr nehmen die Experten wahr.

In Bräunsdorf wurden außerdem die diesjährigen Publikationen über Denkmäler in Mittelsachsen vorgestellt, die mit Hilfe der Sparkassenstiftung finanziert werden konnten. Erschienen sind die Broschüren mit den Titeln „Kulturspuren von Burgen und unterirdischen Hohlräumen“ und „Bräunsdorfer Kaleidoskop“ sowie Faltblätter über die Stadtkirche Waldheim, über die Weberstraße 17 in Mittweida sowie über die Kirche von Reichenbach. Sie werden demnächst im Bereich Publikationen auf der Internetseite des Landkreises veröffentlicht.

Zu den Preisträgern:

Förderverein und Kirchgemeinde Stadtkirche St. Nicolai Waldheim

Die Stadtkirche war Anfang der 1990er Jahre in einem sehr schlechten Zustand, teilweise herrschten im Winter Minusgrade. Der Verein nahm sich der Instandsetzung und Sanierung der Kirche an, die anfangs auf zwei Millionen DM geschätzt wurde. Um von Fördermitteln zu profitieren, galt es Eigenmittel als Verein zu erwirtschaften. Deshalb organisierte man zahlreiche Veranstaltungen. Sie hatten teilweise mehrere hundert  Besucher. Zunächst erfolgten die Instandsetzung des Nordturms und der schiefergedeckten Haube, danach die des Westdaches. Es wurde mit Thüringer Schiefer in altdeutscher Deckungsart neu gedeckt. Im Anschluss überarbeitete man die Westfassade und die großen Kirchenfenster und sanierte das Ostdach und die Ostfassade. Das Hochwasser 2002 setzte neue Prioritäten, denn der Neubau des Gemeindehauseses stand im Vordergrund. Mit der Hilfe des Bundes konnte in den vergangenen Jahren die Restaurierung der Orgel vorgenommen werden. „Krönender Abschluss der Aktivitäten war dann 2020/21 die komplette malermäßige Überarbeitung aller Emporen, des Orgelprospektes, der Kirchenbänke und die Umgestaltung von Altar und Altarbereich. Der Altar wurde weitestgehend in seinen ursprünglichen bauzeitlichen Zustand zurückversetzt“, erklärt Thorsten Kühnrich-Bentin vom Denkmalschutz in seiner Laudatio. „Nicht zuletzt waren es die Bürgerinnen und Bürger Waldheims, die durch ihre großen und kleinen Spenden das Vorhaben erst möglich machten“, ergänzt er.

Familie Sturm

Seit über drei Jahrzehnten bewahrt die Familie Sturm den historischen Gasthof im Roßweiner Ortsteil Niederstriegis. Das sogenannte Schweizerhaus wurde vor 165 Jahren eröffnet. Einer der ersten Gäste war der Sächsische König Johann. Denkmalschützer Jörg Liebig schwärmt von dem Saal. „Die bis heute erhaltene dritte Raumfassung gilt weithin als qualitätvollste ArtDeco-Ausmalung der Region. Figürliche Ausmalungen in südländischer Manie wurden aufwendig restauriert, das original erhaltene Geschirr in Nutzung gebracht und die historischen Lampen zum Teil nachgebildet. Zahlreichen Vereinen diente der Saal bis heute als Herberge. Später kamen drei Pensionszimmer sowie zwei Wohnungen hinzu. Vor zirka 20 Jahren konnte die Familie schrittweise das Haupthaus sanieren. Die Geschichte sei Liebig zufolge beeindruckend und man könnte gar nicht alle Höhepunkte aufzählen: „Da gibt es die Geschichte vom erschossenen Gast 1945, das es das erste Haus 1857 mit fließenden Wasser gewesen ist, Erzählungen vom Konzertgarten oder der Waldvilla Marie oder 2004 der gemeinsam organisierte Tag des offenen Denkmals mit 400 Gästen.“

Heimatverein Roßwein

1998 fanden sich in Roßwein Bürger zusammen, die Geschichtsforschung und Traditionspflege betreiben wollten. „Als erste Schwerpunkte der frisch initiierten Vereinstätigkeit kristallisierten sich die Wiederaufstellung der historischen Postmeilensäule sowie die Erweiterung des bestehenden Heimatmuseums heraus“, erklärt Falk-Uwe Langer aus der Denkmalschutzbehörde in seiner Laudatio. 2001 bis 2002 wurde unter wesentlicher Mitwirkung des Heimatvereines eine Erweiterung der Ausstellungsräume um ein tonnengewölbtes Gelass im Erdgeschoss des „Abthauses“ in Angriff genommen. Außerdem wurden die bemalten Schnitzwerke an Häusern neu gestaltet und ergänzt. „Auf  diese Weise  erfährt die Heimatkunde beim Passieren der Stadt für Fremde und Einheimische eine liebenswerte Illustration“, so Langer weiter. Beliebt seien auch die thematischen Stadtspaziergänge des Vereins. Aber ganz besondere Anerkennung erfährt der Verein immer wieder für den Erhalt der Roßweiner Kamelie. „Es handelt es sich hierbei um die zweitälteste, gefüllt blühende Pflanze dieser Art nördlich der Alpen, angekauft 1794 durch den Grafen von Einsiedel für sein Grundstück und Gewächshaus“, erklärt der Denkmalschützer.