„Dieser Zustand kann nicht ewig andauern"

18.12.2020

Landrat Matthias Damm spricht im Interview über die Situation in den mittelsächsischen Krankenhäusern und Pflegeheimen und hofft, dass die Maßnahmen bald greifen.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation in Mittelsachsen?

Vor allem im Hinblick auf die Kliniken ist die Lage ernst. Rund 200 Patienten werden in den mittelsächsischen Krankenhäusern behandelt. Das ist eine riesige Herausforderung und Kraftanstrengung für die Häuser − sie mussten umorganisieren, Operationen verschieben und arbeiten an der Belastungsgrenze. Genau darum geht es bei den ganzen Maßnahmen: Die medizinische Versorgung muss unbedingt gesichert werden − auch für Menschen ohne Corona. Es kann jeden ganz schnell treffen, dass man medizinische Hilfe in Anspruch nehmen muss.

Wie ist die Lage in den Pflegeeinrichtungen?

Von den über 50 Heimen, die wir in Mittelsachsen haben, sind aktuell zirka 20 betroffen. Aber wie auch die Klinken haben die Pflegeheime mit Personalausfällen zu kämpfen und die Testungen von Bewohnern, Mitarbeitern und Besuchern binden weitere Kapazitäten. Daher hilft in einer mittelsächsischen Einrichtung die Bundeswehr. Hinzu kommen zahlreiche freiwillige Helfer, die sich nach unserem Aufruf gemeldet haben. Ich hoffe, dass sich noch weitere Mittelsachsen melden. In diesem Zusammenhang danke ich allen Beschäftigten in den Einrichtungen, Kliniken und Hilfsorganisationen sowie Helfern und ehrenamtlichen Kräften für ihre große Leistung und ihren Einsatz für die Gesellschaft.

Glauben Sie, dass die Maßnahmen greifen?

Das müssen sie. Dieser Zustand kann nicht ewig andauern. Es ist für die gesamte Bevölkerung vom Kind bis zum Senior, für die Wirtschaft, für die Bildungseinrichtungen und Institutionen eine sehr schwierige Zeit mit ganz unterschiedlichen Belastungen. Ich hoffe, dass dies bald vorbei ist. Aber aus der Erfahrung weiß man, dass wir frühestens nach zehn Tagen sehen werden, ob die Maßnahmen wirken.

Plant der Landkreis − zusätzlich zu den Maßnahmen des Freistaates − eigene?

Nein, aktuell nicht, aber es ist eine dynamische Lage, in der viel in Bewegung ist. Mein Antritt ist aber, wenn Maßnahmen beschlossen werden sollen, dann nach Möglichkeit mit einheitlichem Rahmen in Sachsen. Hierzu haben wir uns auch als Landräte stets abgestimmt, als es zum Beispiel um Ausgangsbeschränkungen vor der neuen Verordnung des Freistaates ging.

Sie haben es gerade angesprochen, das Thema Wirtschaft. Wie wirkt sich dieses Jahr auf die Unternehmen und Selbstständigen aus?

Wir sehen hier kein homogenes Bild. Auf der einen Seite gibt es Unternehmen im Bereich Handwerk und Bau, die noch auf eine gute Auftragslage schauen. Auf der anderen Seite haben wir eine Vielzahl an Firmen, die mit kreativen Ideen versuchen diese Krise zu meistern. Hier blicke ich aktuell besonders auf die Gastronomie, den Einzelhandel sowie die freien Berufe. Dennoch trifft gerade die kleinen und mittelständischen Unternehmen der neuerliche Lockdown immens hart und geht an die finanzielle Substanz. Im produzierenden Gewerbe sind die Lieferketten noch stabil, aber es mangelt zunehmend an der Liquidität.

Wann startet die Impfung?

Nach jetzigem Stand Ende Dezember. Der Freistaat hat gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen in ganz Sachsen Impfzentren aufgebaut, pro Landkreis gibt es ein Zentrum. In Mittelsachsen befindet sich dieses über dem Simmel-Markt in Mittweida. Wichtiges Kriterium dabei war, dass es relativ zentral im Kreis liegen soll. Außerdem sind mobile Teams unterwegs, um beispielsweise in Pflegeheimen zu impfen. Nach einer Mitteilung des Sozialministeriums, wird das Impfzentrum erst Mitte Januar arbeiten, weil die ersten Impfdosen in die Heime gehen. Dazu wird es in den kommenden Tagen und Wochen noch weitere Informationen geben, die wir auch auf unserer Internetseite veröffentlichen.

Abschießende Frage: Wie verbringen Sie Weihnachten?

In einem ganz kleinen Kreis und sehr ruhig, aber natürlich in Bereitschaft, um bei Ereignissen in dieser Lage auch zu handeln. Es ist ein anderes Weihnachten für uns alle. An dieser Stelle möchte ich die Mittelsachsen bitten, sich auch an den Feiertagen an die Regeln zu halten. Ich denke hier besonders an die Menschen, die im medizinischen und pflegerischen Bereich arbeiten. Trotz dieser Umstände wünsche ich den Mittelsachsen ein ruhiges und besinnliches Fest.

Landrat Matthias Damm, Foto: Detlev Müller/Archiv