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09.09.2024
„Der Tag des offenen Denkmals ist eine sehr wichtige Institution und ich freue mich immer wieder über die große Resonanz. An dieser Stelle danke ich den Eigentümern und Nutzern der Objekte, dass sie mitmachen und immer wieder ein schönes Programm bieten“, so Dr. Lothar Beier, erster Beigeordneter des Landkreises.
Diesmal findet die Eröffnung im sanierten Oederaner Rathaus statt. „Der Ort wurde bewusst gewählt, passt dieser doch zu dem Motto des Tages ‚Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte‘. Das Gebäude ist 450 Jahre alt und wurde innerhalb von vier Jahren mit großen Engagement saniert“, erklärt Dr. Lothar Beier. Während der Maßnahme traten neue Erkenntnisse zur Baugeschichte, aber auch unerwartete Schätze zutage. Zum Beispiel wurden im sogenannten Büttelzimmer gotische Farbfassungen am Gewölbe entdeckt und teilweise freigelegt.
Im Rahmen der Veranstaltung werden auch die Denkmalpreise des Landkreises verliehen. Sie gehen dieses Jahr an Familie Wachs für die Sanierung eines Wohnstallhauses in Auerschütz in der Gemeinde Jahnatal, an Familie Demarczyk für die Sanierung des Mühlenanwesens in Steinbach in der Gemeinde Reinsberg und an Rainer Berg für die Sanierung des Hohen Hauses in Rochlitz. „Sie stehen beispielhaft für die vielen Menschen in Mittelsachsen, die tagtäglich Denkmale erhalten oder mit neuem Leben erfüllen. Unsere Denkmalbehörde ist dabei ein Partner, der berät und pragmatisch zwischen den Belangen der Eigentümer und der Bewahrung der Kulturgüter abwägt“, so Dr. Beier.
Familie Wachs erhält den Preis für die Sanierung eines 1836 errichteten Wohnstallhauses. „Durch das tolle Zusammenspiel aller Beteiligten wurde aus dem perspektivlosen grauen Entlein ein staatlicher Bau“, heißt es in der Laudatio von der Denkmalschützerin Andrea Alt. Tradition wurde geschickt mit zeitgemäßen Wohnansprüchen verbunden. Die Sanierung dauerte drei Jahre und war mit sehr viel Arbeit verbunden. „Die ideale Konstellation zwischen dem Schätzen des Tradierten, dem Wollen und Können im Umsetzen ist beispielhaft“, so Alt. Als Beispiel nannte sie die Fenster. Im Gebäude gibt es 54 Fenster, deren Erneuerung als doppelte Kreuzstockfenster rund 135.000 Euro gekostet hätte. Einfache Kunstoffenster kamen nicht in Frage – man habe einen guten Kompromiss zwischen Denkmalschutz und bezahlbaren Fenstern gefunden. Die Arbeiten auf dem Hof gehen unterdessen weiter, aktuell wird die Scheune umgebaut.
Das „Hohe Haus“ in Rochlitz galt einst als ein Problemgebäude. Es liegt an der Altstadt und war im Mittelalter nach dem Schloss und dem Rathaus der bedeutendste Profanbau der Stadt. „Hier überwachten Lehnsleute des Herzogs von Sachsen schon im 15.Jahrhundert die Furt der ‚böhmischen Straße‘ durch die Mulde“, erklärt Denkmalpfleger Thorsten Kühnrich-Benthin in seiner Laudatio. Das Haus wurde im Lauf der Jahrhunderte mehrfach umgebaut. Nachdem neue Umbaupläne Anfang der 90-er Jahre scheiterten, erfolgten fast 30 Jahre keine Erhaltungsmaßnahmen am Gebäude und es wurde ein Fall für die Bauaufsicht. „Ein altes Kulturdenkmal mit den Anforderungen an zeitgemäßes Wohnen mit Balkon, Fahrstuhl und Barrierefreiheit zu verbinden, war im Hohen Haus nicht einfach. Das gab es zum einen spätklassizistische Stuckdecken und Wandfassungen, zum anderen große statische Schäden an eben diesen Bauteilen“, erklärt Kühnrich-Benthin. Auch hier wurden Kompromisse gemacht, so verschwand beispielsweise Stuck unter abgehängten Decken. Das markante Gebäude präsentiert sich mit seiner instandgesetzten Außenhülle im Stil des Frühklassizismus. Auf drei Geschoßebenen entstanden insgesamt neun Wohneinheiten unterschiedlicher Größe.
Die Konzessionierung der ehemaligen „Kriegers Mühle“ geht bis auf das Jahr 1729 zurück. „Bevor der erste Besitzer Georg Heinrich Krieger das neu entstandene Anwesen bezog, ließ er einen zirka 30 Zentner schweren halbrunden Granitblock mit der flachen Seite nach oben in den Boden ein. Damit wollte der Müller alle seine Sorgen vor der Haustür „abgeladen“ wissen“, erklärt Falk-Uwe Langer in seiner Laudatio. 1860 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt, aber das Gebäude blieb lange im Besitz der Familie Krieger. 2019 wurde es zwangsversteigert. Innerhalb der zweieinhalbjährigen Sanierung kam es zu keiner bösen Überraschung, wie Schwammbefall. Die Familie kam dank guter eigner Fachkentnisse und beauftragten Firmen ohne professionelle Bauüberwacher aus. Langer: „Das Glück war beiden Beteiligten hold – dem gefährdeten Bauwerk und der Bauherrschaft. Der Denkmalpreis wird verliehen für die Umsetzung der ‚reinen Lehre‘ des Denkmalschutzes – so viel wie möglich zu bewahren, so wenig wie nötig zu verändern.“