Borkenkäfer: In der Rammelkammer geht es rund

07.06.2022

Die Borkenkäfer sind schon seit Mitte April wieder aktiv. Deshalb müssen Waldbesitzer jetzt handeln.

Es sieht aus, als hätte jemand helles Kaffeepulver auf den umgefallenen Baum gestreut. Unter der Rinde verbirgt sich der Verursacher: der Borkenkäfer. Die kleinen Insekten haben schon in den vergangenen Jahren großen Schaden in den Wäldern angerichtet. Und auch 2022 ist bisher ein gutes Jahr für die Schädlinge: hohe Temperaturen, wenig Niederschlag und viele Bäume, die Stürme im vergangene Herbst und Winter umgeworfen haben, liegen in den Wäldern. „Über die machen sich die Borkenkäfer als erstes her. Dann gehen sie in die benachbarten Fichten“, erklärt Stefan Naumann, Leiter des Kreisforstreviers Reinsberg. Die Schädlinge nisten sich unter der Rinde ein, vermehren sich rasend schnell in einer sogenannten Rammelkammer und unterbinden durch ihren Fraß den Saftfluss im Baum. „Ein Weibchen hat bis zu 100 000 Nachkommen pro Jahr“, so Naumann.

Verhindert werden kann die Ausbreitung nur, indem befallenes Holz rechtzeitig aus den Wäldern gebracht wird. Denn sonst können immer neue Käfer-Generationen die Bäume befallen. „Die Waldbesitzer müssen jetzt aktiv werden“, sagt deshalb Mario Helbig, Leiter des Referats Forst, Jagd und Landwirtschaft im Landratsamt. Bereits Ende Juni fliegen die ersten Jungkäfer und begeben sich auf die Suche nach neuen Befallsbäumen.

Betroffen sind vor allem Fichten. Die schon Abgestorbenen seien dabei gar nicht das größte Problem. Stattdessen sollten die Bäume kontrolliert werden, die noch grün sind. Deutliches Anzeichen ist das Bohrmehl auf der Rinde beziehungsweise am Stammfuß. Um der Massenvermehrung vorzubeugen, ist eine saubere Waldwirtschaft das Wichtigste. Das heißt, Wurf- und Bruchholz und bereits festgestellte Käferbäume schnell aus dem Wald zu bringen. Ein großes Problem, das die Waldbesitzer dabei gerade haben: Die Technik ist mitunter schwer zu bekommen, weil die Nachfrage groß ist. „Jeder Waldbesitzer sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein“, sagt Stefan Naumann. Bei Informations- und Beratungsbedarf gibt es Unterstützung durch die Revierleiter beim Staatsbetrieb Sachsenforst oder des Landkreises.

Die Forstbehörde stellt ergänzend Fallen für das sogenannte Borkenkäfer-Monitoring auf. Drei solche schwarzen Kästen stehen zum Beispiel im Freiberger Stadtwald. Angelockt durch ein Pheromon, steuern die Käfer die Falle an, die Stefan Naumann wöchentlich leert. Ab 3.000 Käfern pro Falle und Woche muss man davon ausgehen, dass gesunde Bäume befallen werden. Mitte Mai war dieser Schwellenwert mit 5 000 Käfern deutlich überschritten.

Unter normalen Bedingungen können sich gesunde Bäume gegen die Schädlinge wehren. Unter besonderen Umständen wie etwa Dürre kann sich eine Population des Borkenkäfers allerdings so massiv vermehren, dass diese auf gesunde Bäume übergreift. Auch aktuell ist es zu trocken und liegt in Mittelsachsens Wäldern noch viel Sturmholz.

Stefan Naumann, Leiter des Kreisforstreviers Reinsberg, leert eine Borkenkäfer-Falle

Bohrmehl auf einem Baumstamm

Stefan Naumann (links) und Mario Helbig

Fraßspuren