Jugendhilfeausschuss berät zu Berufsagentur, Jugendberufshilfe und Flüchtlingen

15.11.2022

Gestern tagte der Jugendhilfeausschuss. Behandelt wurde unter anderem die Förderung von Tagespflege sowie das neue Angebot Jugendberufshilfe.

Jugendberufsagentur wird erweitert

Die Jugendberufsagentur erweitert ihr Angebot. Bisher gibt es diese nur virtuell im Internet. Jetzt kommt ein mobiles Angebot hinzu. Ziel ist es, den sozialen und persönlichen Entwicklungsweg junger Menschen am Übergang Schule – Beruf nachhaltig zu begleiten und zu unterstützen: Hilfe und Unterstützung anbieten, die ankommt und Wirkung erzielt. Dafür arbeitet der Landkreis mit dem Jobcenter, der Arbeitsagentur, dem Landesamt für Schule und Bildung sowie der IHK und Handwerkskammer und weiteren Akteuren zusammen. Der Jugendhilfeausschuss beschloss, mit der Don Bosco Jugend-Werk Sachsen gGmbH die Erweiterung umzusetzen. Sie verfügt seit 30 Jahren über eine breite Erfahrung in der Jugendarbeit und der Berufsbildung. Im Vorfeld führte der Landkreis ein Interessensbekundungsverfahren, durch bei dem sich drei potentielle Träger meldeten. Das Projekt soll zeitnah starten, das vorerst bis Ende 2024 läuft. So lange unterstützt der Freistaat die Arbeit durch Fördermittel. „Der Träger vernetzt sich eng mit bestehenden Strukturen. Vernetzung und Zusammenarbeit aller wichtigen Akteure hilft nachweislich dabei, junge Menschen vor Arbeits- und Perspektivlosigkeit zu bewahren. Wir möchten junge Menschen ansprechen, die vielleicht Hemmnisse haben, direkt zur Arbeitsagentur, Jobcenter oder Jugendamt zu gehen und sie in den neuen Lebensabschnitt noch aktiver als jetzt begleiten“, erklärt Annett Voigtländer von der Abteilung Jugend und Familie im Landratsamt.

Tagespflegestelle gefördert

Die Kindertagespflegestelle „Zwergenstube“ Kerstin Juntke in Frankenberg erhält rund 4.000 Euro Landesmittel und 400 Euro Landkreismittel für die Maßnahme „Sonnen- und Insektenschutzmaßnahmen am Gebäude und im Außenbereich“. Gefördert werden weitere Maßnahmen in der Kita Mockritz, in der Kita „Bergzwerge“ Dorfchemnitz und in der Kita „Kinderhaus Hartha“ mit Landesmitteln von rund 250.000 Euro. Der Landkreis Mittelsachsen beteiligt sich mit zehn Prozent an den Landesmitteln. Der Jugendhilfeausschuss beschloss die Förderung der Maßnahmen bereits im April diesen Jahres.

Neues Angebot: Jugendberufshilfe

Im Raum Freiberg wird ein neues Angebot für benachteiligte und beeinträchtigte junge Menschen etabliert – die sogenannte Jugendberufshilfe – Jugendwerkstatt. Auch Schülerinnen und Schüler, die bereits Probleme im Unterricht haben oder nicht regelmäßig zur Schule gehen, können beim Berufsausbildungs-Förderverein Brand-Erbisdorf  individuelle Unterstützung erhalten. Dabei wird der theoretische Teil des Unterrichts auf ein Minimum beschränkt. Die Priorität liegt auf der praxisorientierten Berufsorientierung und Berufsvorbereitung. Ziel ist, dass die Integrationschancen der jungen Menschen in das System der Ausbildungs- und Erwerbsarbeit erhöht werden. Die Zugangswege in das Projekt erfolgen über das Jobcenter oder für Schüler und Schülerinnen mit Beteiligung des Landesamtes für Schule in Bildung sowie der jeweiligen Schulleitung. Möglich wird das Projekt durch die Bereitstellung von Fördermitteln aus dem Europäischen Sozialfond. Der Landkreis beteiligt sich ebenfalls finanziell.

Mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

Das Jugendamt hat derzeit 71 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umA) untergebracht. Ihre Zahl ist in den vergangenen Monaten gestiegen. Wurden Mittelsachsen von Januar bis August 16 junge Menschen auf der Flucht zugewiesen, waren es allein im September 28. Hauptsächlich stammen die 71 umAs aus Syrien, Afghanistan der Türkei und Nordafrika, ein Großteil ist zwischen 14 bis 17 Jahre alt. „Die Unterkunft und Betreuung ist an klare Standards der Jugendhilfe gekoppelt, was uns vor großen Herausforderungen stellt, kurzfristig Plätze zu schaffen“, erklärt Heidi Richter, Leiterin der Abteilung Jugend und Familie. Schwierigkeiten liegen außerdem am Fachkräftemangel, der Energiekrise und Inflation, die die Träger belasten. Hinzukommt die Unsicherheit einer längerfristigen Prognose des Bedarfs an Plätzen. Aktuell sind die junge Menschen in bestehende Einrichtungen der Jugendhilfe untergekommen. Insgesamt gibt es 27 Einrichtungen mit 234 Plätzen im Landkreis, die weitestgehend ausgelastet sind. Dabei gibt es keine spezielle Einrichtung für umAs. Kurzfristig wurden sie auch im Ankunftszentrum in Waldheim sowie in zwei neuen WGs in Frankenberg und Hainichen untergebracht. Weitere Plätze sollen bis Jahresende entstehen, da der Kreis einen weiteren Zugang von 20 Personen erwartet. Neben der Unterbringung ist das Jugendamt unter anderem für die Inobhutnahmen und die notwendige Amtsvormundschaft zuständig.