Jugendhilfeausschuss fördert „Werkstatt für soziale Kompetenzen und Gewaltprävention“ an Schulen

12.04.2022

Der Träger erhält dieses Jahr Fördermittel in Höhe von maximal rund 47.000 Euro. Weitere Themen waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf hilfebedürftige Familien im Bereich Hilfen zur Erziehung sowie die Bewilligung von Fördergeld für Kita-Investitionen. 

Der Jugendhilfeausschuss des Landkreises Mittelsachsen hat am Montagabend beschlossen, dass der Träger der freien Jugendhilfe, inpeos e. V., für den Zeitraum vom 1. April bis 31. Dezember dieses Jahres Fördermittel in Höhe von maximal rund 47.000 Euro für das Angebot „Werkstatt für soziale Kompetenzen und Gewaltprävention“ erhält. „Wir kennen den Träger, er hat bereits die Werkstatt Suchtprävention sehr gut etabliert. Der Bedarf hinsichtlich Projekten zu gewaltfreier Kommunikation, Deeskalation, Antigewalt- sowie Antiaggressionstraining ist durch die bestehenden Angebote bisher nicht ausreichend gedeckt gewesen“, erläuterte Heidi Richter, Abteilungsleiterin Jugend und Familie im Landratsamt Mittelsachsen. Mittels intensiver Gruppen- und Einzelarbeit und unter ergänzendem Einsatz konfrontativer Methoden solle das neue Angebot stärker den Bedarfslagen gewaltbereiter Kinder und Jugendlicher Rechnung tragen, ergänzte sie. Das Angebot richtet sich an weiterführende Schulen und Schulen mit Förderschwerpunkt. Die Bedarfslagen haben sich laut Heidi Richter aufgrund der Auswirkungen der andauernden Corona-Pandemie verstärkt: Gruppen- und Klassenbildungsprozesse wurden durch längere Phasen von Schulschließungen und Wechselunterricht gestört oder waren nicht möglich. „Hervorgetreten sind Verhaltensauffälligkeiten und Aggression aufgrund Überforderungstendenzen. Betroffen sind insbesondere Kinder und Jugendliche, die in dieser Zeit den Wechsel an die weiterführenden Schulformen oder sonstige Schul- und Klassenwechsel vollzogen haben“, so Heidi Richter.

Zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf hilfebedürftige Familien im Bereich Hilfen zur Erziehung informierte Frank Ziller, Referatsleiter Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD): „Die Pandemie hat Eltern, vor allem aber Müttern, aller Einkommensschichten sehr viele abverlangt: Vor allem der Spagat zwischen Arbeit, Betreuung der Kinder verschiedenen Alters zuhause, Homeschooling, sozialer Isolation und gegebenenfalls wirtschaftlicher Unsicherheit aufgrund von Kurzarbeit oder Jobverlust haben zu Überforderungserscheinungen geführt.“ Familien erlebten es als zunehmend schwer aushaltbar, längerfristig auf unmittelbare soziale Kontakte verzichten zu müssen. Dies habe insbesondere für Kinder und Jugendliche massive Auswirkungen, die sich auch in den Beratungen zeigten. „Alleinerziehende Elternteile gerieten schnell in Einsamkeitsgefühle und Überforderungssituationen“, so Ziller.

Gleichzeitig hätten Eltern über Ängste ihrer Kinder berichtet, wieder Anschluss an die Schule zu finden. „Die eingeführte Notbetreuungsoption Kindeswohl war eine angemessene Entscheidungsgrundlage für Fälle des ASD“, so Ziller. Größtes Problem scheine das Fehlen verlässlicher Strukturen in Schulen Klassenstufen 5 bis 10 gewesen zu sein. „Viele Eltern und Schüler bemängelten fehlenden Kontakt zu ihren Lehrern“, fasst Ziller die abgefragten Rückmeldungen zusammen. Aufgrund der fehlenden Präsenzbeschulung und der damit verbundenen Abnahme persönlicher Kontakte, fehlte der Einblick in Familien durch Außenstehende. „Dadurch tauchten Problemlagen wie beispielsweise Suchtmittelmissbrauch, Drogenkonsum, Medienkonsum unter die Oberfläche ab. Das führte zu einem deutlich höheren Leidensdruck bei allen Beteiligten, einschließlich dem Handlungsdruck beim ASD, wenn die Dimensionen der Ereignisse erkennbar werden“, so Ziller. Es seien deshalb verstärkt telefonische Beratung durchgeführt worden: „Dies waren teilweise intensiver, ausführlicher und teils tiefergehender.“ Im Bereich „Personensorge, Umgangsrecht“ seien zahlreiche Anfragen über die Hotline eingegangen, weil viele Elternteile Corona als Argument benutzt hätten, den Umgang beschneiden zu wollen. „Das hatte für uns einen erhöhten Beratungs- und Vermittlungsaufwand zur Folge“, erläuterte der Referatsleiter. Ebenso habe es einen erhöhten Beratungs- und Klärungsbedarf bei den Pflegeeltern gegeben, vor allem in Bezug auf die Umgangskontakte mit den leiblichen Eltern der Kinder.

Aus den Erziehungsberatungsstellen in Freiberg, Döbeln und Rochlitz habe es die Rückmeldung gegeben, dass Ratsuchenden vermehrt über Ärzte und Kliniken geschickt worden seien, nachdem Schulen und Kindergärten schließen mussten. Gründe für die Kontaktaufnahme mit den Erziehungsberatungsstellen waren psychosomatische Beschwerden und Verhaltensauffälligkeiten sowie kindliche Belastung durch elterliche Problemlagen und akute Trennungskonflikte“, so Ziller. Zudem habe sich herausgestellt, dass für Beratungen Methode der ganzheitlichen Begegnung mit Sprache, Mimik, Gestik, Haptik, emotionaler Begegnung und Rückkopplung dauerhaft unverzichtbar seien. Beratungen mit Mund-Nasen-Schutz verberge wichtige Wahrnehmungskanäle.

Doch trotz all der Problemlagen, habe es auch positive Rückmeldungen aus einigen Familien gegeben: „So wurde uns mitgeteilt, dass sich einige in der Coronazeit als Familie neu gefunden haben. Es wurden beispielsweise gemeinsame Spiele am Familientisch etabliert“, berichtete Frank Ziller. Und auch die Beschäftigten des Allgemeinen Sozialen Dienstes hätten viel Kreativität bei der Erfüllung ihrer Aufgaben an den Tag gelegt: „So gab es beispielsweise Klientenkontakte im Freien, oder mit den Kindern wurde am Fenster gesprochen. Es wurden Motivationsideen für Familien während des Lockdowns gegeben und Video-Telefonate geführt“, erläuterte er. Zudem seien allgemein im Bereich „Partnerschaft, Trennung, Scheidung“ kaum Unterschiede zur Vor-Corona-Zeiten erkennbar. „Wir konnten auch erleben und beratend begleiten, dass Familien über sich hinausgewachsen sind: Trotz widriger Umstände haben sie sinnvolle Lösungen gefunden und bestehende Konflikte in der Notsituation wurden nicht nur zurückgestellt, sondern konnten teilweise sogar beigelegt werden“, so Frank Ziller abschließend.

Fördergeld für Kita-Investitionen bewilligt

Weiterhin stimmten die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses über die Verwendung der Fördermittel des Freistaates Sachsen für Kita-Investitionen im Haushaltsjahr 2022 ab. Für den Landkreis Mittelsachsen steht ein Betrag an Landesmitteln in Höhe von rund 311.500 Euro zur Verfügung. Der Landkreis übernimmt zehn Prozent der vom Land zur Verfügung gestellten Mittel. Im Hort Auerswalde sollen neue zusätzliche Räume zur Betreuung der Kinder geschaffen werden. Gefördert wird der Aufbau von Containern in modularer Bauweise. In der Kindertagesstätte „Bergzwerge“ in Dorfchemnitz und in der Kita „Kinderhaus“ in Hartha werden mit dem Geld brandschutztechnische Ertüchtigungen vorgenommen. Die Landes- und Landkreismittel sind für alle Plätze im Krippen-, Kindergarten- und Hortbereich für die Schaffung neuer und den Erhalt bestehender Betreuungsplätze einsetzbar. Förderfähig sind Neu-, Um-, Erweiterungs- und Ersatzneubauten, Sanierungen und Modernisierungen an Gebäuden und Außenanlagen. Bis Ende 2021 hatten die Träger Zeit, ihren Investitionsbedarf zu melden. Es gingen sechs Maßnahmemeldungen mit einem Volumen von rund 2,2 Millionen Euro ein, der Fördermittelbedarf ist auf rund 1,1 Millionen Euro beziffert. Aufgrund der Überzeichnung des Budgets beschlossen die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses eine Reserveliste. Auf dieser steht die Mockritzer Kita „Kleine Weltentdecker“.