Jugendhilfeausschuss: Schulsozialarbeit gefördert, Suchtprävention verstärkt

16.11.2021

Am 15. November tagte der Jugendhilfeausschuss des Kreistages. Die Themen waren vielfältig.

Schulsozialarbeit

Alle 38 bestehenden Schulsozialarbeit-Projekte an Oberschulen, Gymnasien, Grundschulen und Lernförderschulen im Landkreis können vollumfänglich fortgeführt werden. Der Landkreis erhält dafür rund 2,39 Millionen Euro vom Freistaat Sachsen, was eine Erhöhung gegenüber dem Vorjahr um rund 140.000 Euro bedeutet. Damit können zunächst tarifliche Steigerungen der freien Jugendhilfeträger als Arbeitgeber der Schulsozialarbeit ausgeglichen werden. Weiterhin wird der Ausbau eines zusätzlichen Projekts der Schulsozialarbeit nach den Planungsgrundsätzen des „Regionalen Gesamtkonzept zur Weiterentwicklung der Schulsozialarbeit im Landkreis Mittelsachsen“ vorbereitet. Dies wird Thema in einem der nächsten Ausschüsse sein. Die Zeiträume der coronabedingten Schulschließungen zeigten, dass Schulsozialarbeit insbesondere auch während geschlossener Schulen als flexible, kreative und stark in Anspruch genommene, unterstützende Ressource insbesondere für Kinder, Jugendliche und Eltern zur Krisenbewältigung agierte. Durch die kontinuierliche Fortführung der Förderung ist es gelungen, stabile und arbeitsfähige Strukturen in Mittelsachsen auch während dieser Zeit und trotz teils herausfordernder Arbeitsbedingungen vorzuhalten. Gleichermaßen wurde sichtbar, dass Schulsozialarbeit als fester Bestandteil im Kontext Schule weiterentwickelt und verstetigt werden muss.

Das Hauptaugenmerk der Sitzung des Jugendhilfeausschusses lag auf der Gewährung von Fördermitteln für Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit, des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes, der Familienbildung, der Jugendgerichtshilfe sowie der Jugendverbandsarbeit für 2022.

Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit

Das Angebot der offenen Kinder- und Jugendarbeit im Landkreis wird ausgebaut. In der Gemeinde Hartmannsdorf soll ein neuer Jugendclub geschaffen werden. „Da in der Gemeinde Bedarf an sozialpädagogisch begleiteten und betreuten Angeboten für Kinder und Jugendliche nachgewiesen wurde, wird eine Fachkraftförderung vorgeschlagen“, erläutert Heidi Richter, Leiterin der Abteilung Jugend und Familie. Aus fachlicher und jugendhilfeplanerischer Sicht soll sich das Angebot „perspektivisch zu einem selbstverwalteten Jugendclub gegebenenfalls mit mobiler sozialpädagogischer Begleitung entwickeln“, ergänzt sie. Die Konzeption sei entsprechend darauf ausgerichtet. Aufgrund der Schließung des Pi-Haus-Treffs in Freiberg gibt es im Bereich Freiberg einen geänderten Fachkraftbedarf ab 2022: „Wir rechnen damit, dass die bisherigen Nutzer künftig das Mehrgenerationenhaus ,Buntes Haus` aufsuchen werden, sodass ab dem Jahr 2022 eine umfangreichere Fachkraftförderung für Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit am Standort Mehrgenerationenhaus Freiberg zum Tragen kommen soll“, so Heidi Richter. Die Einrichtung bekommt zum Jahresbeginn mit der KV-Toleranz & Inklusion gGmbH einen neuen Träger. „Es handelt sich um eine Tochtergesellschaft der Kindervereinigung Leipzig e. V., die ein anerkannter Träger der freien Jugendhilfe für das Angebot der offenen Kinder- und Jugendarbeit ist“, ergänzt sie.

In Mittelsachsen existieren 52 selbstverwaltete Jugendclubs, die zur Förderung vorgeschlagen wurden. Neu hinzugekommen sind der Jugendzentrum Bretterbude e. V. in Schellenberg sowie der Jugendclub Frauenstein e. V.

Zur Fortführung weiterer Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit werden analog der vorhergehenden Haushaltsjahre die Angebote des ,,Flexiblen Jugendmanagements“ des Kreisjugendrings Mittelsachsen e. V. und das Angebot zur Unterstützung und zum Ausbau von Projekten der Internationalen Jugendarbeit des Treibhaus e. V. zur Förderung vorgeschlagen. Die Angebote „Spielhaus“ des Deutschen Kinderschutzbundes Döbeln e. V. und ,,Freizeit-Franz" des Erucula e. V. Mittweida decken Bedarfe im Schwerpunkt „Jugendarbeit in Sport, Spiel und Geselligkeit“ ab.

Verstärkung der Suchtprävention und Medienkompetenzschulung in Bildungseinrichtungen

Die präventiven Angebote des Erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes sind auf die folgenden Schwerpunkte ausgerichtet: Suchtprävention, Gewaltprävention, Prävention gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen, Medienkompetenzentwicklung sowie Lebenskompetenzförderung. Für das Angebot Suchtprävention in Form der „Werkstatt Konsumkompetenz" sowie für die „Mobile Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen" wurden im Jahr 2021 Trägerwechsel vollzogen und die Angebote mit neuen konzeptionellen Ausrichtungen begonnen. „Insbesondere im Bereich der Suchtprävention soll in Form von Multiplikatorenarbeit und Anleitung von Fachkräften vorrangig im schulischen Kontext Maßnahmen entwickelt und die Arbeitshilfe ,Schulischer Präventionsplan‘ eingeführt sowie präventive Angebote zielgerichtet an mittelsächsischen Schulen wirksam und nachhaltig umgesetzt werden“, erläuterte Heidi Richter, Leiterin der Abteilung Jugend und Familie. Der beantragten Aufstockung der Fachkräfteförderung stimmten die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses zu. Im Präventionsbereich Medienkompetenzentwicklung, konkret für das Medienprojekt Jugendschutz ist ebenfalls mehr Personal erforderlich. „Dieser Mehrbedarf ist begründet im allgemeinen Voranschreiten der Digitalisierung und im verstärkten Einsatz elektronischer Kommunikationsmittel und Medien in der Kinder- und Jugendarbeit“, so Heidi Richter. Aber auch das gestiegene Nutzerverhalten Kinder und Jugendlicher unterstreiche den Bedarf an Maßnahmen und Angeboten, die einem frühzeitigen, schädigenden Gebrauch oder gar Missbrauch im Umgang mit digitalen Kommunikationsmitteln vorbeugen und auf mögliche Gefahren in den sozialen Netzwerken oder im Internet hinweisen sollen. „Insbesondere wurde der Prozess der Digitalisierung beschleunigt durch die zum Teil langanhaltenden einschränkenden Infektionsschutzmaßnahmen während der Krisenbewältigung der Corona-Pandemie, von denen Kinder und Jugendliche durch Schließungen der Schulen sowie des kompletten Sport- und Freizeitangebots besonders hart betroffen waren“, so Heidi Richter.

Mehr als eine halbe Million Euro für die Familienbildung und -begleitung

Drei Träger der freien Jugendhilfe sind im Landkreis in der Familienbildung und Familienbegleitung aktiv. „Die drei Angebote enthalten ein breites Spektrum an Leistungen und Einzelmaßnahmen an den Standorten Freiberg, Mittweida und Döbeln und decken durch eine ergänzende mobile Angebotsstruktur auch den Bedarf in den Umlandgemeinden ab“, so Heidi Richter, Leiterin der Abteilung Jugend und Familie im Landratsamt. Familienbildung und Familienbegleitung wirken präventiv und unterstützend und zielen darauf ab, Erziehungs-, Beziehungs- und Alltagskompetenzen in Familien wirksam und nachhaltig zu vermitteln. „Die AWO gGmbH Grimma beantragte eine Erhöhung des Förderumfanges. Es soll der weitere Ausbau vorrangig mobiler Angebote zur Versorgung der gesamten Region, eine Stärkung der Netzwerkarbeit und Ausbau von Kooperationen und neue innovative Angebote im Bereich Väterarbeit umgesetzt werden“, erläuterte Heidi Richter. Für die Förderung der Angebote rechnet der Landkreis mit Ausgaben in Höhe von knapp 530.000 Euro.

Jugendverbandsarbeit

Die Jugendverbandsarbeit durch den Kreisjugendring Mittelsachsen (KJR) und den Kreissportbund Mittelsachsen (KSB) fördert der Landkreis im kommenden Jahr mit rund 130.000 Euro. Dabei handelt es sich um Zuwendungen für Personal- und Sachkosten für Fachkräfte. Die Koordinatoren für Sportjugend und für die Jugendverbandsarbeit beim Kreisjugendring fokussieren ihre Arbeit vorrangig auf die Weiterentwicklung von Projekten und Angeboten im Kinder- und Jugendbereich, übernehmen Beratungs- und Multiplikatorentätigkeit für freie Jugendhilfeträger und selbstverwaltete Gruppen/Initiativen, unterbreiten eigene Angebote bezüglich der inhaltlichen und qualitätssichernden Arbeit im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit und tragen zur Netzwerkarbeit und kooperativer Zusammenarbeit freier Jugendhilfeträger bei, regen diese an und entwickeln vorhandene Strukturen weiter.

Jugendhilfebericht 2019/2020 vorgestellt

Die Zahl der vermittelten Familienpatenschaften steigt. Das geht aus dem Jugendhilfebericht 2019/2020 hervor. „37 Familien konnten von diesem niedrigschwelligen Angebot, das in Kooperation mit drei Trägern der freien Jugendhilfe auf- und ausgebaut wurde, 2020 profitieren“, erläuterte Karin Klotzsche, Jugendhilfeplanerin im Landratsamt. Bei den Familienpaten handelt es sich um eine Variante der Nachbarschaftshilfe für Familien, deren jüngstes Kind nicht älter als drei Jahre ist. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 82 Frauen und Männer als ehrenamtliche Familienpaten aktiv. „Aufgrund der Altersbegrenzung der Kinder gibt es im Verlauf des Jahres Zu- und Abgänge. Das heißt aber nicht, dass die Personen sich dann nicht mehr um die Familien kümmern. Sie fallen lediglich aus der Statistik für dieses Bundesförderprogramm“, so Karin Klotzsche. Der Landkreis hat über die Ehrenamtsförderung ein Anschlussprojekt für Familien mit älteren Kindern geschaffen. Zum Stichtag 31. Dezember 2020 standen im Landkreis 62 ausgebildete Familienpaten zur Verfügung, die zwischen 30 und 65 Jahre alt sind. Es gab 37 aktive Familienpatenschaften sowie 23 noch nicht vermittelte Familien. „Das Interesse an der Nutzung dieses primärpräventiven Angebotes bei Familien ist sehr groß, die Vermittlung eines passenden ehrenamtlichen Familienpaten ist nicht zuletzt aufgrund der Größe des Landkreises und der ländlichen Struktur eine Herausforderung. Dennoch konnten Familienpaten bereits in sehr viele Familien vermittelt werden“, so Karin Klotzsche.

Schwerpunkte und Inhalte des Projektes sind auf die Begleitung der Kinder sowie die Unterstützung der Eltern bei der Bewältigung der Herausforderungen des Alltages ausgerichtet. Familienpaten sind Ansprechpartner bei lebenspraktischen Angelegenheiten und werden oft zur Vertrauensperson für Eltern und Kinder. Allen Familienpaten werden Basisschulungen, Austauschmöglichkeiten mit anderen Familienpaten sowie eine fachliche Begleitung durch die Familienpatenkoordinatorinnen angeboten. „Die Schulungen werden fortlaufend nach Bedarf angeboten“, so Familienpatenkoordinatorin Katrin Ballschuh. Das Jugendamt freue sich immer über Freiwillige, die sich als Familienpaten ehrenamtlich engagieren möchten. „Eine große Nachfrage besteht unter anderem in der Region Döbeln und Mittweida – hier speziell in Hainichen und Penig/Rochlitz“, so Katrin Ballschuh. Interessierte können sich per E-Mail an netzwerk@landkreis-mittelsachsen.de wenden.

Der Jugendhilfebericht gibt einen umfassenden Einblick in die Arbeit des mittelsächsischen Jugendamtes und wird seit 2010 fortgeschrieben und auf der Internetseite des Landkreises veröffentlicht. Aus diesem geht weiterhin hervor, dass im vergangenen Jahr erneut die Zahl der Fälle von Unterhaltsvorschuss mit 4 142 (2018: 4 275) leicht zurückgegangen ist. 2020 erhielten durchschnittlich 89 von 1 000 im Landkreis wohnhaften Minderjährigen Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz. Zudem geht aus dem Bericht hervor, dass so viele Väter wie noch nie Bundeselterngeld beantragt und beansprucht haben. „Der Anteil der Väter an den Zahlungsempfängern erreichte mit 31 Prozent im Jahr 2020 den höchsten Wert seit 2010“, so Karin Klotzsche. Die Auszahlungen für Bundeselterngeld erhöhten sich von 2019 zu 2020 um sieben Prozent auf eine Gesamtsumme von rund 21,2 Millionen Euro. Davon gingen rund 1,8 Millionen Euro an die Väter.

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