Koordinierungsstelle wird eingerichtet

13.11.2021

In Mittelsachsen soll eine Interventions- und Koordinierungsstelle IKOS mit dem Schwerpunkt häusliche Gewalt eingerichtet werden. Dafür sprach sich der Kreistag in seiner Sitzung am 29. September aus.

Den Großteil der Kosten trägt der Freistaat, maximal fördert dieser 170.000 Euro. Der Landkreis beteiligt sich mit bis zu 17.000 Euro. „Mit der Koordinierungsstelle soll den von häuslicher Gewalt betroffenen Menschen die bedarfsgerechte Beratung und Hilfe angeboten werden“, erklärte der zweite Beigeordnete Jörg Höllmüller. Durch den Ausbau der vorhandenen Netzwerke auf regionaler und überregionaler Ebene könne gezielt auf die Belange der Betroffenen reagiert werden. Derzeit gibt es in Sachsen neun solcher Interventions- und Koordinierungsstellen. Oft kooperieren diese laut dem zuständigen Justizministerium mit Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen. „Das Frauenschutzhaus Freiberg ist eine ganz wichtige Adresse in Mittelsachsen und wir wünschen uns hier natürlich eine enge Verzahnung“, so Höllmüller.

Schon lange beschäftigt sich die Gleichstellungsbeauftragte Annett Schrenk mit dem Thema häusliche Gewalt: „Die IKOS ist eine wichtige Ergänzung im Hilfesystem. Sie ist Anlaufstelle für Gewaltbetroffene, die eine beratende Begleitung für den Ausstieg aus ihrer belastenden Lebenssituationen benötigen.  Das gilt im großen Maße für Frauen, aber auch für Männer.“ Im Jahr 2020 wies die polizeiliche Statistik 538 Fälle von häuslicher Gewalt aus. Die Zahlen bewegen sich seit Jahren auf diesem Niveau. „Die Mehrzahl der Opfer sind dabei Frauen. Nur für einen Teil der Opfer ist die vorübergehende Unterbringung in einer Gewaltschutzeinrichtung eine Alternative“, so die Gleichstellungsbeauftragte. Opfer von häuslicher Gewalt und Stalking aus dem Landkreis Mittelsachsen finden zurzeit eine entsprechende Beratungsstelle in Chemnitz. „Mit der neuen Form, die auf der neuen Richtlinie Chancengleichheit des Freistaates basiert, versprechen wir uns im Landkreis eine wohnfeldnahe, niederschwellige und vor allem vorbeugende soziale Arbeit“, so Höllmüller abschließend.  

Verfahren gestartet

In Zusammenarbeit mit dem Freistaat ist jetzt ein Interessensbekundungsverfahren gestartet, um einen Träger für die Stelle zu finden. „Das Beratungsangebot muss die Menschen in allen Sozialregionen des Landkreises Mittelsachsen, insbesondere auch im ländlichen Raum, erreichen“, heißt es in der entsprechenden Ausschreibung. Neben der Erreichbarkeit der Beratungsstelle zu festen Sprechzeiten für Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern und darüber hinaus für Polizei und andere Institutionen (Sozial- und Jugendamt, beziehungsweise aktive Träger), sei die Schaltung eines Anrufbeantworters außerhalb der Sprechzeiten und die Kontaktaufnahme zur Beratungsstelle per E-Mail sicherzustellen. Der Beginn des Projektes ist zum 1. Juni 2022 vorgesehen.

Die vollständige Ausschreibung ist veröffentlicht im Internetauftritt des Landkreises (PDF, barrierefrei).