Landrat ruft zu Besonnenheit auf

05.12.2021

Matthias Damm wendet sich direkt an die Bevölkerung und reagiert damit auf deutschlandweite Aufrufe am 6. Dezember in Freiberg zu protestieren. 

Seit zirka 20 Monaten ist das Thema „Corona“ allumfassend gegenwärtig. Es ist für die gesamte Bevölkerung eine große Belastung, jeder hat Einschränkungen beziehungsweise einen hohen Aufwand – egal ob im Beruf, in der Schule, Uni oder im privaten Bereich.  

Es gibt viel Kritik an den staatlichen Coronamaßnahmen und seit Monaten wird dieser Protest auch regelmäßig auf den Straßen zum Ausdruck gebracht – von einem Teil der Aufrufer wird dies auch als „Widerstand" herausgestellt.

Derzeit – und aktuell für Montag, den 6. Dezember 2021 – wird in einem Teil der sozialen Medien regional, aber auch überregional dazu aufgerufen, dass Freiberg und Bautzen das Zentrum des Widerstandes in Sachsen seien und die „Widerständler" aus allen Teilen Deutschlands hier aufmarschieren sollen.

Ich meine: Die Menschen in Mittelsachsen wissen selbst sehr genau, welche Schwerpunkte für ihre Stadt oder Gemeinde und Umgebung bestehen und sie sind selbstbewusst genug, dies zum Ausdruck zu bringen und brauchen keine Widerstandsbewegung „von Außen“.                    

Wir brauchen Niemanden, der überregional sich Freiberg ausgesucht hat, um sein Aufmarschgebiet zu erweitern und „Widerstand" zu leisten.

Wir brauchen Niemanden, der Konflikte zuspitzt und diese in den Vordergrund schiebt, um Polizeikräfte zu attackieren.

Wir brauchen Niemanden, der gewaltsame Aktionen inszeniert, verschärft und dazu aufruft.

Wir brauchen Niemanden, der von Außen den Ruf der wunderschönen Stadt Freiberg beschädigt, um dann in andere Städte weiter zu ziehen.

Was wir brauchen sind Menschen in der Region, die Verantwortung übernehmen und sich für eine vielfältige, engagierte und solidarische Bürgergesellschaft einsetzen.

Dies umso mehr, als die jetzige Zeit für alle Herausforderungen mit sich bringt, die es in dieser Form sicherlich so noch nicht gegeben hat.

Wir brauchen Ausgleich, Vermittlung und gegenseitige Unterstützung, ein konstruktives Miteinander – nicht jedoch das Schüren von Verunsicherung, Hass und Gewalt.

Wer für sich öffentlich und lautstark Rechte einfordert, der steht zuallererst in der Pflicht, selbst Recht und Gesetz einzuhalten. Dazu gehören auch die Coronaschutzvorschriften.

Ich appelliere an alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landkreises, sich nicht an Provokationen zu beteiligen und sich nicht von Aufrufen aus Chemnitz oder Berlin oder von anderswo her instrumentalisieren zu lassen.

Prüfen Sie bitte genau, welche Person oder welche Parole Sie mit Ihrer Teilnahme unterstützen würden.

Zeigen Sie, dass Provokation, Hass und Hetze auf den Straßen unserer Kreisstadt keinen Platz haben.

Und lassen Sie nicht zu, dass Freiberg oder auch andere Städte unseres Landkreises und des Freistaates Sachsen durch unsachliche Aktionen Schaden nehmen und in Misskredit gebracht werden.

Bleiben Sie am Montagabend und an anderen von den „Widerständlern“ angekündigten Terminen für Aktionen zu Hause und zeigen Sie dadurch, dass es eben nicht die Freibergerinnen und Freiberger oder die Mittelsachsen sind, die die zum Teil gewaltsame Auseinandersetzung auf der Straße suchen und schützen Sie somit sich und andere und üben Sie dadurch Solidarität. Es steht jedem frei, Versammlungen anzumelden, zu veranstalten oder daran teilzunehmen und so seine Meinung kundzutun und für Veränderungen zu werben – aber bitte nach den derzeitigen rechtlichen Möglichkeiten.

Aktuell weist der Landkreis Mittelsachsen den höchsten Inzidenzwert in Deutschland auf. Das hat zwar im Moment auch damit zu tun, dass nach Systemumstellung bestehende Rückstände in der Erfassung abgearbeitet werden, insgesamt herrscht jedoch ein überdurchschnittlich hohes Infektionsgeschehen. Die Krankenhäuser arbeiten am Limit und es mussten in Sachsen bereits Patienten in andere Bundesländer verlegt werden.

Die vergangenen fast zwei Jahre waren und sind eine große Herausforderung für unsere Gesellschaft, der viel abverlangt wird und eine kritische Begleitung ist in einer Demokratie wichtig – mit Respekt, Sachlichkeit und auch Toleranz von allen Seiten.

Matthias Damm
Landrat