Mittelsächsisches Ankunftszentrum für Geflüchtete in Waldheim eingerichtet

05.04.2022

Der Landkreis nutzt für die Unterbringung von bis zu 400 Flüchtlingen aus der Ukraine das AOK Bildungszentrum in Waldheim. Dort werden künftig auch die Registrierungen vorgenommen.

Wie schon mehrfach berichtet, suchte das Landratsamt in den vergangenen Wochen größere Objekte, um die angekündigte Zahl an Flüchtlingen adäquat unterzubringen. Schnell war das Bildungszentrum im Gespräch, weshalb der Landkreis ein offizielles Amtshilfeersuchen an die AOK PLUS richtete. „Wir sind sehr dankbar für diese große, schnelle und unkomplizierte Unterstützung und das Entgegenkommen der Krankenkasse“, so Landrat Matthias Damm. Zunächst ist eine Nutzung bis Jahresende vorgesehen.

Die Räumlichkeiten sind ideal. Grundsätzlich ist das Objekt als eine Art Ankunftszentrum des Landkreises gedacht. Wenn die von der Landesdirektion Sachsen zugewiesenen ukrainischen Flüchtlinge den Landkreis erreichen, ist Waldheim die erste Anlaufstelle. Hier erfolgen sowohl die ausländerrechtliche Erfassung als auch die Registrierung. „Die Zimmer können zunächst bezogen werden und die Erfassung Schritt für Schritt erfolgen“, erklärt der Landrat. Dazu werden acht Arbeitsplätze in Waldheim eingerichtet. In den Tagen, an denen keine Zuweisungen erfolgen, nutzt der Landkreis die Arbeitsplätze, um die Ukrainer zu registrieren, die derzeit privat untergebracht sind. Hierzu muss im Vorfeld das auf der Internetseite eingestellte Formular ausgefüllt und per E-Mail an die Stabsstelle geschickt sein. „Wir melden uns binnen weniger Tage danach zur Terminvereinbarung, bitten aber um Verständnis für entstehende Wartezeiten“, so Damm. Die Stabsstelle versucht schnellstens alles abzuarbeiten. Voraussetzung ist neben dem notwendigen Personal aber auch die entsprechende Technikausstattung der Arbeitsplätze. „Da bundesweit alle Ausländerbehörden Technik benötigen, kommt es auch hier zu Wartezeiten bei der Lieferung. Nicht zu unterschätzen ist auch der hohe Aufwand bei der Erfassung“, erklärt Damm. Vor diesem Hintergrund werden im Rahmen einer vereinfachten Registrierung zur Zeit lediglich biometrische Daten erfasst. Der Zeitaufwand dafür beträgt zirka 20 Minuten. Erst danach kann die Auszahlung der Geldleistungen erfolgen. Auf eine erkennungsdienstliche Erfassung über die sogenannte PIK-Station wird derzeit verzichtet, da dies zu viel Aufwand (pro Person zirka 50 Minuten) verursacht.

Rund 200 Zimmer können im Bildungszentrum belegt werden. Außerdem stehen noch mehrere Seminarräume zur Verfügung. Vorgesehen ist, diese unter anderem als Spielzimmer oder zur Freizeitgestaltung zu nutzen. Solange das Seminar- und Tagungszentrum als Unterkunft für Geflüchtete benötigt wird, verlegt die AOK PLUS, die das Gebäude vor allem für Aus- und Weiterbildungen ihrer mehr als 7000 Mitarbeitenden aus Sachsen und Thüringen nutzt, geplante Veranstaltungen an andere Orte oder führt diese digital durch.

Betreiber der Einrichtung ist die landkreiseigene Gesellschaft GSQ. „Die organisatorischen Voraussetzungen waren perfekt, es gibt einen Hausmeisterdienst, einen Dienstleister für die Verpflegung und eine gut vorhandene technische Infrastruktur“, erklärt GSQ-Geschäftsführer Ingmar Petersohn. Rund um die Uhr gibt es einen Wachschutz, zudem sind in der Woche tagsüber die Heimleitung sowie soziale Betreuer vor Ort.

„Zum einen sind wir in einer Notsituation mit einem enormen Druck und auf der anderen Seite müssen wir natürlich die Finanzen im Blick haben“, unterstreicht Landrat Matthias Damm. Einige Fragen zur Finanzierung seien mit dem Freistaat noch nicht vollständig geklärt.

„Wir spüren eine große Solidarität in der Bevölkerung und großes Engagement bei dem Thema Ukraine. Als Stadt Waldheim werden wir mit unseren Mitteln bestmöglich unterstützen“, so der Bürgermeister Steffen Ernst. Auf verschiedenen Ebenen könnten Hilfsangebote entwickelt werden, zum Beispiel im Bereichs des Sports. Er sei im ständigen Kontakt mit dem Landkreis, um auftretende offene Fragen schnell klären zu können.

Nach einer Anfangszeit versucht der Landkreis in der Regel, die Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen, 92 stehen zur Verfügung mit 241 Plätzen. Parallel werden weitere Wohnungen im Landkreis eingerichtet und bewohnbar gemacht. „Wir schaffen in der Woche mit eigener Kraft zirka 20 Einheiten einzuräumen, auch ein Umzugsunternehmen ist schon involviert“, so GSQ-Geschäftsführer Ingmar Petersohn. Bis Anfang Mai entstehen so insgesamt nochmals rund 400 Plätze.

„Es ist eine große Herausforderung, wir wollen helfen und ich bin sicher, wenn wir weiter alle an einem Strang ziehen, werden wir dies gemeinsam bewältigen. Derzeit gibt es eine große Dynamik bei dem Thema mit zahlreichen Detailfragen, die wir versuchen zu klären. Aber ich bitte an der einen oder anderen Stelle auch um Geduld. So sehr wir im Interesse der Menschen die aufgeworfenen Probleme nachvollziehen können und lösen möchten, so ist dies nicht sofort immer möglich“, so Landrat Matthias Damm abschließend.

Aktuell haben sich bei der Stabsstelle Ausländer- und Asylangelegenheiten 1500 Personen gemeldet, über 500 wurden in der Stabsstelle schon direkt registriert und haben eine entsprechende Fiktionsbescheinigung. Weit über 200 Termine für diese Woche wurden vereinbart. Seitens der Landesdirektion sind bisher 79 Flüchtlinge aus der Ukraine zugewiesen worden, die Zahl soll perspektivisch auf rund 150 wöchentlich steigen.