Bau- und Grünfibel

Der Landkreis Mittelsachsen steht vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und veränderten wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Damit verbunden ist die Herausforderung, einerseits die traditionellen Siedlungslandschaften und Ortsbilder zu erhalten, andererseits aber auch gleichzeitig den veränderten Lebensbedürfnissen seiner Einwohner Rechnung zu tragen. Hinzu kommen die verschiedenen Kulturlandschaften Mittelsachsens und die damit verbundenen unterschiedlichen Prägungen dieser Räume. Unter diesen Voraussetzungen sollen Leitlinien zur künftigen Entwicklung der Baukultur geschaffen werden, die einen räumlich spezifizierten Orientierungsrahmen und gute Praxisbeispiele erforderlich machen. Die Bebauungsstrukturen zwischen Rochlitzer Pflege und dem Erzgebirgskamm sind sehr unterschiedlich. Hier seien auch weiterhin angemessene Lösungen zu finden, alten Bestände zu bewahren und Neues zu schaffen.
Der Landkreis plant eine kreisweite Bau- und Grünfibel – ein Projekt mit Pilotcharakter. Im Rahmen einer Studie sollen umfassende Strategien zur Siedlungsentwicklung für den ländlichen Raum erarbeitet werden. Dazu werden Siedlungsmodelle, Ortsrand- und Baulandentwicklung sowie zeitgemäße Formen des Bauens untersucht.
Was sind die Ziele der Bau- und Grünfibel?
Die angestrebte Bau- und Grünfibel soll für eine Vielzahl von interessierten Nutzer/innen spezifische Informationen zu innovativen Lösungen im ländlichen Bauen bereitstellen. Dabei gilt es Baukultur und Grüngestaltung zusammen zu denken, für sie zu sensibilisieren sowie individuell für die unterschiedliche Dorf- und Weilerformen Mittelsachsens zu informieren. Hierbei sollen anwenderfreundlich sowohl privat Bauende wie auch Kommunen angesprochen werden. Das zentrale Anliegen der Bau- und Grünfibel ist die Formulierung von Planungs- und Beurteilungshilfen für die künftige Dorfentwicklung, welche in einem partizipativen Prozess mit vielen verschiedenen Akteueren entwickelt werden.
Am Ende wird eine Web-Plattform geschaffen, die anwenderfreundlich private Bauherren wie Kommunen, Planer und Bauausführende anspricht und informiert. Sie gibt Anregungen und Tipps für Neubauten sowie die Änderung oder Sanierung von Wohnhäusern. Dabei soll jeder Ortsteil anhand unterschiedlicher Aspekte (Siedlungshistorie, Luftbild, Besonderheiten, Best-Practice-Beispiele aktueller Baukultur) vorgestellt werden. Die Studie soll zugleich die Vorteile für das Leben im Ortskern oder auf Höfen, in Neubauernsiedlungen, Waldhufendörfern oder Streusiedlungen aufzeigen. Die Wiederkomplettierung von Gehöftstrukturen ist dabei ein wesentlicher Baustein, mit denen das Projekt die zukünftigen Akteure und Nutzer der Plattform ansprechen soll.
Die Entwicklungsleitlinien
Die Leitlinien zur künftigen Entwicklung der Baukultur und Grüngestaltung unterscheiden sich je nach historischer Siedlungsform und auch nach Siedlungsgruppen, also nach dem Erhaltungszustand der Siedlungsform. Diese Leitlinien basieren auf spezifischen Leitfragen aus dem Diskurs mit den Akteuren. Begleitet werden sie innerhalb der Bau- und Grünfibel von zahlreichen Visualisierungen und themenspezifischen Zeichnungen, welche so die Intention und Zielvorstellungen konkret verdeutlichen können.
Wie können sich Interessierte beteiligen?
Die Bau- und Grünfibel soll in einem zielorientierten partizipativen Prozess erarbeitet werden, um sich im Ergebnis auch auf einer breiten Akzeptanz der Mitwirkenden zu gründen. Mit diesem Ziel im Blick soll ein Fahrplan zur Erstellung der Bau- und Grünfibel verfolgt werden, welcher anhand von regelmäßigen stattfindenden Workshops zur aktiven Beteiligung am Prozess einlädt. Zu dem Spektrum an Akteuren gehören hierbei Kommunen, private Bauende, interessierte Bürgerinnen und Bürgern, Initiativen, Vereine, Fachexpertinnen und Fachexperten, Bauunternehmen und mehr.
Auftaktworkshop (A) | Ziel: gemeinsame Zieldefinition/Klärung Arbeitsschritte |
Grundlagen | Bestandsaufnahme des Erhaltungsgrades der Siedlungsformen Vor-Ort-Bestandsaufnahme der Baukultur und Siedlungstypik Grundlagenbearbeitung der Gemeinde- und Siedlungssteckbriefe |
Workshops: Siedlungstypik (B) | teilräumliche Workshops; Ziel: Zuordnung der Siedlungen zu Siedlungsgruppen Diskussion der Typik und landschaftlichen Bauweise |
Leitfragen | Erarbeitung der Leitfragen für die Diskussion für alle Dorf- und Weilerformen ergänzende Erarbeitung von Steckbriefen zu den Stadttypen Recherche von Best-practice-Beispielen |
Workshops: Diskussion der Leitfragen (C) | teilräumliche Workshops; Ziel: Diskussion zu den einzelnen Leitfragen |
Leitlinien | Entwurf der Leitlinien, Gemeinde- und Siedlungssteckbriefe |
Workshops: Diskussion der Leitlinien (D) | teilräumliche Workshops; Ziel: Abstimmung der Siedlungssteckbriefe |
Bau- und Grünfibel | Erarbeitung des Entwurfs der Endfassung der Bau- und Grünfibel für die Website |
Weitere Informationen
Zeitraum: Projekt geplante Laufzeit 10/2021 – 12/2022
Das Projekt wird gefördert vom Sächsischen Staatsministerium des Inneren aus der Regionalentwicklung (FR-Regio) mit 75 Prozent.
Aktuelles
20. Mai 2022: Drei Workshops zu Fragen der Baukultur und Siedlungsentwicklung
In dieser Woche fanden Vertreter aus Kommunalverwaltung, Regionalmanagement, Architekten und Heimatvereine zu grundsätzlichen Fragen der Baugestaltung und der Siedlungsformen zusammen. Eingeladen hatte Frau Prof. Catrin Schmidt, Direktorin des Instituts für Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität Dresden. Die TU ist Projektpartner des Landkreises bei der Erarbeitung einer Bau- und Grünfibel für Mittelsachsen. Mit ihrem Team wurden die Besonderheiten der mittelsächsischen Dörfer und Städte den den Themenfeldern Siedlungsbau, Baukultur und Grünstruktur erforscht und besprochen. Der Mehrwert der historischen – und für Mittelsachsen einzigartigen - Kulturlandschaft zeigt sich insbesondere darin, dass jede Siedlungsform im Landkreis vorhanden ist: vom Guts- und Bauernweiler im Döbelner Lößhügelland angefangen bis zur Streubausiedlung in der Schwartenbergregion. Dementsprechend wurden die Tagungsorte gewählt: die „Ausspanne“ am Kleinen Vorwerk in Sayda, das Gut Haferkorn in Bockelwitz oder die Werkbank 32 in Mittweida als Beispiel für eine innovative und smarte Nachnutzung alter Werks- und Industriekultur.
In allen Teilregionen war man sich schnell einig: Die traditionellen Kulturlandschaften mit ihren gepflegten historischen Bauten bieten in Zeiten der Klimaanpassung und eines stärkeren Bewusstseins in Nachhaltigkeit und Ressourcen ökologische und soziale Vorteile.
Nun gilt es, aus den zahlreichen Impulsen und Ideen Entwicklungsleitlinien zu erarbeiten: Grundsätze, die in der Bauplanung und bei der Einfügung von Vorhaben am sensiblen Ortsrand eine Rolle spielen sollen - und in denen auch eine moderne Inwertsetzung mit Ergänzungsbauten nicht zu kurz kommt. Diese konkreten Bemühungen erfordern ein zunehmend stärker werdendes Verständnis für Bau- und Grünmaßnahmen, mit viel Gespür und mancherlei Kompromiss: Ohne sensible Gesprächs- und Beratungskultur keine Ortsentwicklung, aber auch keine Dorfbilderhaltung.

Kontakt
Landratsamt Mittelsachsen
Abteilung Verkehr und Bauen
Referat Bauantragsbearbeitung
Frauensteiner Straße 43
09599 Freiberg
Ansprechpartner:
Erik Wagner
03731 799-1914
erik.wagner[at]landkreis-mittelsachsen.de
Service
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