Bau- und Grünfibel


Ansicht eines sanierten Fachwerkhauses

Der Landkreis Mittelsachsen steht vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und veränderten wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Damit verbunden ist die Herausforderung, einerseits die traditionellen Siedlungslandschaften und Ortsbilder zu erhalten, andererseits aber auch gleichzeitig den veränderten Lebensbedürfnissen seiner Einwohner Rechnung zu tragen. Hinzu kommen die verschiedenen Kulturlandschaften Mittelsachsens und die damit verbundenen unterschiedlichen Prägungen dieser Räume. Unter diesen Voraussetzungen sollen Leitlinien zur künftigen Entwicklung der Baukultur geschaffen werden, die einen räumlich spezifizierten Orientierungsrahmen und gute Praxisbeispiele erforderlich machen. Die Bebauungsstrukturen zwischen Rochlitzer Pflege und dem Erzgebirgskamm sind sehr unterschiedlich. Hier seien auch weiterhin angemessene Lösungen zu finden, alten Bestände zu bewahren und Neues zu schaffen.
Der Landkreis erstellte eine kreisweite Bau- und Grünfibel – ein Projekt mit Pilotcharakter. Im Rahmen einer Studie wurden umfassende Strategien zur Siedlungsentwicklung für den ländlichen Raum erarbeitet. Dazu wurden Siedlungsmodelle, Ortsrand- und Baulandentwicklung sowie zeitgemäße Formen des Bauens untersucht. 


Ziele & Umsetzung

Kurzvorstellung in sechs Fakten

  • alle 533 Ortsteile auf Siedlungsform, Dorf- oder Stadttyp und Erhaltungsgrad untersucht
  • zusammen mit der Technischen Universität Dresden erarbeitet
  • Hinweise für die ortstypische und landschaftsgerechte Baugestaltung und die Grüngestaltung im öffentlichen und privaten Raum
  • regionale Baustoffe und Bauweisen
  • praktische Tipps für das Einfügen von Neubauten in der Siedlung
  • zahlreche Best-Practice-Beispiele und Flyer für den Download

Was sind die Inhalte und Ziele der Bau- und Grünfibel?

Die angestrebte Bau- und Grünfibel informiert, berät und vernetzt Interessierte zum Thema Bauen, Planen und Grundstücksgestaltung. Sie stellt für eine Vielzahl von Nutzer/innen spezifische und Informationen zu innovativen Lösungen, regionaltypischen Baustoffen und Bauformen im ländlichen Raum aber auch für Klein- und Mittelstädte bereit. Der Fokus liegt hierbeu auf allen 52 mittelsächsischen Gemeinden in teils sehr unterschiedlichen Kulturlandschaften. Dabei gilt es zukünftig verstärkter, Aspekte der Baukultur und Grüngestaltung zusammen zu denken, für sie zu sensibilisieren sowie individuell über interaktives Kartenmaterial für die unterschiedliche Dorf- und Weilerformen Mittelsachsens zu informieren. Hierbei sollen anwenderfreundlich sowohl privat Bauende wie auch Kommunen angesprochen werden, aber auch andere Anspruchsgruppen, wie Verbände, Heimatvereine oder regionale Bau- und Handwerksunternehmen.  Die Bau- und Grünfibel formuliert zugleich im Rahmen von Beratung und Information Planungs- und Beurteilungshilfen für die künftige Dorfentwicklung, welche in einem partizipativen Prozess mit vielen verschiedenen Akteuren entwickelt wurden werden.

Die Bau- und Grünfibel gibt Tipps Anregungen und gestalterische Hinweise für Neubauten sowie die Änderung oder Sanierung von Wohnhäusern. Dabei werden alle 533 Ortsteile in Mittelsachsen anhand unterschiedlicher Aspekte (Siedlungshistorie, Luftbild, Besonderheiten, Best-Practice-Beispiele aktueller Baukultur) vorgestellt. Die Studie soll zugleich die Vorteile für das Leben im Ortskern oder auf Höfen, in Neubauernsiedlungen, Waldhufendörfern oder Streusiedlungen aufzeigen. Die Wiederkomplettierung von Gehöftstrukturen ist dabei ein wesentlicher Baustein, mit denen das Projekt die zukünftigen Akteure und Nutzer der Plattform ansprechen soll.

Mit der interaktiven Karte ist es möglich geworden, per Mausklick auf eine beliebige Gemeinde zu klicken. Dort erfahren Sie Wissenswertes zur Ortsgeschichte, zur Flurform, zum Landschaftstyp und zur Siedlungsform und gelangen dann zu Steckbriefen, Best-Practice-Beispielen und vielen Flyern für die Haus-, Garten- und Grundstücksgestaltung.

Die Entwicklungsleitlinien

Die Leitlinien zur künftigen Entwicklung der Baukultur und Grüngestaltung sind in den Siedlungssteckbriefen enthalten unterscheiden sich je nach historischer Siedlungsform und auch nach Siedlungsgruppen, also nach dem Erhaltungszustand der Siedlungsform. Sie sind als informelles Planungskonzept zu verstehen, nicht als rechtliche Vorgabe oder Maßgabe. In der Bauleitplanung und bei Zulassungsentscheidungen dienen sie der Beratung in fachspezifischen Fragen der Baukultur und der Bau- und Grüngestaltung.

Diese Leitlinien basieren auf spezifischen Leitfragen aus dem Diskurs mit den Akteuren. Begleitet werden sie innerhalb der Bau- und Grünfibel von zahlreichen Visualisierungen und themenspezifischen Zeichnungen, welche so die Intention und Zielvorstellungen konkret verdeutlichen können.

Wie erfolgte die Einbeziehung der interessierten Anspruchsgruppen?

Die Bau- und Grünfibel wurde in einem partizipativen Prozess regelmäßig stattfindender Workshops und Besprechungen unter Beteiligung der Öffentlichkeit erarbeitet und medial präsentiert. Zu dem Spektrum an Akteuren gehören hierbei Kommunen, private Bauende, Rückkehrer, interessierte Bürgerinnen und Bürgern, das Fachreferat für Kreisentwicklung, die IT und die Geodateninformation, das Regionalmanagement, Vereine, Fachexpertinnen und Fachexperten, Bauunternehmen und mehr.

Die örtlichen Schulen wurden vom Projekt unterrichtet und aktiv einbezogen.

Projektdauer und Förderung durch Freistaat Sachsen

Zeitraum: Das Projekt (Hauptstudie) lief von Oktober 2021 bis Dezember 2022 und wurde anschließend als webbasierte Plattform erstellt. Diese Plattform stellt viele Downloadmöglichkeiten bereit.

Bei der Bau- und Grünfibel handelt es sich um ein vom Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung gefördertes Projekt nach der Richtlinie des Sächsischen Staatsministeriums des Innern zur Förderung der Regionalentwicklung (FR-Regio). Das Projekt wird durch Haushaltsmittel des Freistaates Sachsen demnach mitfinanziert.